Konstantin Beck
Ist der Glaube eine Lebensversicherung, Herr Professor?
Unsere Gesellschaft verfügt über mehr Versicherungen als je zuvor. Und ist doch unvorbereitet, sobald es um existenzielle Risiken geht, sagt Konstantin Beck, Gesundheitsökonom und intimer Kenner der Gesundheitspolitik.
Besetze das Zentrum, rät mir Konstantin Beck. Wir spielen ein paar Schachpartien auf dem Dorfplatz im schweizerischen Cham. Während der Coronazeit schaute sich Beck Schachvideos an. Doch abseits des Spielfelds hält sich der Titularprofessor für Gesundheitsökonomie nicht immer an die klassischen Strategien. Vielmehr verlässt er mit seinen scharfsinnigen Analysen oft die Mainstreampositionen. Meist eckt er mit seinen Vorschlägen zuerst an, muss lange Überzeugungsarbeit leisten – und löst dann sozialpolitische Reformen aus. Sein Rat ist europaweit gefragt. Doch mit seinem neusten Buch »Corona in der Schweiz« stößt er auf heftigeren Widerstand, als er es gewohnt ist.
Wir Ökonomen betrachten die Gesellschaft statistisch. Das heißt aber nicht, dass wir kaltherzig sind.
Professor Beck, was war Ihr cleverster Schachzug im Leben?
Christ zu werden.
Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Ich hatte Jesus immer nur als sozialliberalen Reformer betrachtet. Aber als 1990 unser erster Sohn zur Welt kam, war das ein Anlass, sich nochmals mit dem Glauben auseinanderzusetzen. Ich fing an, das Johannesevangelium zu lesen. Dort sagt Jesus beispielsweise: »Ich bin das Brot. Ich bin der Weinstock.« Wäre er nur ein Frühsozialist gewesen, ergäbe das überhaupt keinen Sinn. Wer Jesus aber in seinem sozialen Engagement achtet, muss auch die schwer verständlichen Aussagen ernst nehmen. Es wäre widersprüchlich, den sozialen Jesus zu akzeptieren – aber den spirituellen Teil abzulehnen. Ich erkannte diesen Widerspruch in meinem Denken. Als ich begann, alle Worte von Jesus ernst zu nehmen, kam ich ihm näher und es erwuchs eine persönliche Beziehung zu ihm.
Wer sich mit dem Versicherungsprinzip befasst, muss vom Risiko fasziniert sein, nicht wahr?
Von der Modellierung des Risikos. Das ist allerdings eine sehr abstrakte Angelegenheit. Aus Versicherungssicht nimmt man eine Million Versicherte nur als statistische Größe wahr. Die menschlichen Schicksale dahinter, die existenziellen Risiken der Individuen, bleiben verborgen.
Sie fokussieren auf das mathematische Risiko?
Ja, in meiner Arbeit modelliere ich das Risiko mathematisch. Ökonomen betrachten die Gesellschaft statistisch. Relevant ist die große Masse. Das gilt auch fürs Versicherungsprinzip, das sich um die Frage dreht: Wie kann die Versicherung mit einem bestimmten Bestand an Versicherten überleben? Wenn man auf jedes Einzelschicksal blickt, wie dies viele Menschen tun, führt dies dazu, dass man Ökonomen als eher kaltherzig wahrnimmt.
Ökonomische Experimente zeigen, dass der Mensch ziemlich risikoscheu ist!
Ja, unbedingt. Auf die Schweiz und Deutschland und alternde Gesellschaften trifft das erst recht zu. Der Schweizer Mathematiker Daniel Bernoulli hat vor rund dreihundert Jahren mit seinen Kumpanen mit Karten um Geld gespielt. Dabei konnte er ihnen nachweisen, dass sie sich risikoavers verhielten – und die Risikoaversion sogar berechnen.
Bernoulli nahm schon vorweg, was Verhaltensökonomen wie Ernst Fehr in Experimenten nachweisen wollen.
Durchaus. Ich habe kürzlich ein Buch des Wirtschaftsnobelpreisträgers Daniel Kahneman gelesen. Darin diskutiert er Bernoullis Fehler. Aber nach Jahrhunderten zählt Bernoulli immer noch zu den Standardwerken für die Entscheidung bei Risiken. Für das Modellieren der Risiken einer Krankenversicherung ist er nach wie vor brauchbar.
Müssten wir eine Lebensversicherung nicht eigentlich als Todesversicherung bezeichnen?
Der Begriff »Lebensversicherung« ist Marketing. Die Hinterbliebenen erhalten beim Todesfall des Versicherten eine finanzielle Entschädigung. Jener, der stirbt, hat nichts davon. Immerhin sprechen wir meist noch von Krankenversicherungen, nicht von der Gesundheitskasse. Gesundheit ist nicht bezahlbar und nicht versicherbar. Letztlich lässt sich nur das Materielle versichern. Die einzige Versicherung fürs Existenzielle ist der Glaube.
Vor etwa 350 Jahren hat Blaise Pascal gesagt, wenn Gott mit ei- ner Wahrscheinlichkeit von fünfzig Prozent existiert, lohnt es sich mathematisch gesehen, auf ihn zu setzen. Was halten Sie davon?
Bewertet man das ewige Leben hoch – mathematisch lässt sich dafür der Wert unendlich einsetzen –, reichen sogar sehr viel tiefere Wahrscheinlichkeiten, damit sich der Glaube an Gott lohnt. Aber das ist nur ein Argument für einen ersten Schritt. Viele Menschen bleiben dort stehen. Sie bemühen sich, anständig zu leben. Denn schließlich weiß niemand, was im Jenseits kommt. Also gehen viele alle Schaltjahre mal in die Kirche oder bezahlen Kirchensteuer, obwohl sie immer über den Papst oder über Pastoren schimpfen. Einfach, um auf Nummer sicher zu gehen. Der nächste Schritt wäre, nach Evidenz für Gott zu suchen. Ich bin überzeugt: Wer unvoreingenommen ist, findet da sehr viele Spuren.
Schon seit über einem Jahr jongliert die halbe Welt mit Fallzahlen und Sterbeziffern. Da müsste Ihr Fachgebiet endlich mal Hochkonjunktur haben!
Solange man die Meinung der Regierungen vertritt, ist man gefragt. Allerdings beobachte ich eine sehr starke Einengung der öffentlichen Diskussion.
Aber Sie sind doch Wissenschaftler …
Ja, in Fachzeitschriften kann man noch einiges publizieren, solange es auf Englisch ist. Sobald man seine Meinung auf Deutsch in den Medien sagt, sieht es anders aus. Auch auf Kongressen ist die Tonalität gereizter geworden. Das spüre ich, weil ich mir zuweilen erlaube, auch Meinungen abseits des Mainstreams zu vertreten. Seit Jahren gebe ich regelmäßig Interviews – und erlebe heute eine ganz andere Welt. Wenn in einer Aussage auch nur eine kleine Unstimmigkeit ist, wird man öffentlich verrissen. Ein weiteres Phänomen des Zeitgeists ist der neue Moralismus. Mich erstaunt es, dass er in einer säkularen Welt so stark um sich greift.
Von welchem neuen Moralismus sprechen Sie?
In den Siebzigerjahren, nach der sexuellen Revolution, gab es kaum mehr Tabus. Heute bestimmt die politische Korrektheit, was man sagen darf. Eine Jugendsünde diskreditiert das ganze Werk eines Autors. Wer die falsche Meinung am falschen Ort vertritt, erhält keine Auftritte und Aufträge mehr. Diese »Cancel Culture« hat mit einer Unversöhnlichkeit zu tun, die nicht christlich ist. Jesus hat die Vergebung gepredigt. Christlich ist, noch dem hinterletzten Kerl ein gewisses Verständnis entgegenzubringen und ihm eine weitere Chance zu geben.
Die »Cancel Culture« ist Ausdruck einer unversöhnlichen Haltung.
Spüren Sie die »Cancel Culture« an der Universität?
Nein. Ich habe eine sehr gute Rückendeckung von meinem Dekan. Nachdem mein Buch im Herbst für Schlagzeilen gesorgt hatte, fragte ich mich zwar, ob noch jemand zu mir in die Vorlesung kommen wird. Doch mein jüngstes Seminar über Corona war überbucht. Und die Onlinevorlesung wird von viel mehr Leuten angeschaut, als eingeschrieben sind. Die Bereitschaft, das Thema kritisch zu diskutieren, ist da. Und falls mal alle meiner Meinung wären, würde ich die Gegenposition vertreten. Mir geht es nicht darum, dass wir eine Glaubensvereinigung Gleichdenkender haben, sondern Studierenden beizubringen, ihre eigenen Positionen mit dem ökonomischen Instrumentarium zu vertreten – oder zu entdecken.
Ihr Buch »Corona in der Schweiz«, das Sie zusammen mit dem ehemaligen Krankenhausdirektor Werner Widmer verfasst haben, ist ein Bestseller. Ist es dennoch ein Berufsrisiko für Sie?
Bei meinem alten Arbeitgeber hätte ich dieses Buch nicht herausgeben können. Darum habe ich meine Stelle als Leiter des CSS Instituts für empirische Gesundheitsökonomie gekündet.
Wegen des Buchs?
Ja, wir hatten ein offenes Gespräch. Entweder hätte ich die Stelle behalten oder das Buch veröffentlichen können.
Sie handelten im Sinn von Martin Luther: »Hier stehe ich und kann nicht anders.«
So extreme Positionierungen sind mir eigentlich nicht besonders sympathisch. Doch unser Buch soll dazu beitragen, die Kompetenzen jedes Einzelnen zu stärken, um sich in unsicheren Zeiten orientieren zu können. Für das Buch haben wir darum Feedbacks von vielen Seiten eingeholt. Und bevor wir ein Video herausgeben, wird dieses von einer ganzen Gruppe von Leuten überprüft. Und diese wissen voneinander nicht, wer sonst noch in der Gruppe ist – das ist die Organisationsform der französischen Resistance im Zweiten Weltkrieg.
Ich hatte die Wahl: entweder das Coronabuch oder der Job.
Wie treffsicher sind Sie bei Ihren Prognosen?
Ich habe einmal eine Fehlprognose für eine Versicherung gemacht, die einen siebenstelligen Betrag kostete. Danach war ich dankbar, dass ich den Job behalten durfte. Diese eine Fehlprognose hat mich viel vorsichtiger gemacht. An den Universitäten haben Fehlprognosen dagegen keine Folgen. Viele junge Virologen, meist Assistenzprofessoren, geben derzeit Covid-19-Prognosen heraus. Nehmen wir an, sie prognostizieren, dass ein Krankenhaus in drei Wochen an den Anschlag kommt. Trifft das nicht zu, liefern sie einfach die nächste Prognose.
Wieso hat sich die Tonalität in der öffentlichen Diskussion verschärft?
Ich habe kürzlich mit einem Zeitungsredaktor gesprochen. Er erzählte mir, dass die Redaktionssitzungen sehr emotional verliefen, weil viele Journalisten selber große Angst vor Corona hätten. Sie fürchteten den Zusammenbruch des Gesundheitssystems. Wenn nun jemand in der Runde die Gefahr relativiere, empfänden sie das als persönliche Bedrohung ihres Lebens. Es sei eine lähmende Angst, die das Denken einschränke.
Vermutlich hat kein Thema seit dem Zweiten Weltkrieg die Menschen so verängstigt. Gibt es da eine Versicherung, die helfen könnte?
Nein. Es gibt lebensgefährliche Bedrohungen, die jeden von uns treffen können – frühere Generationen sind mit diesem Bewusstsein aufgewachsen. Sie hatten die Spanische Grippe und zwei Weltkriege erlebt. Heute haben wir dieses ungeschönte Verhältnis zur Realität verloren. Wir verfügen über eine Altersvorsorge, über eine Krankenversicherung und über eine Arbeitslosenversicherung. Darum gehen wir davon aus, dass es für jedes erdenkliche Risiko eine Abfederung gibt. Wir leben in einer Art Blase. Wir verdrängen das Nachdenken darüber, wie wir mit einer existenziell schwierigen Situation umgehen würden. Wenn dann plötzlich ein unbekanntes Virus kommt, überrumpelt uns dies.
Als Christ könnten Sie doch sagen: »Wenigstens spricht man über den Wert des Lebens.«
Einerseits sieht man tatsächlich, dass unsere Gesellschaft viel stärker christlich geprägt ist, als es die Leute wahrhaben wollen. Denn dass man auf die Schwächeren Rücksicht nimmt, geht auf christliche Werte zurück. Andererseits stelle ich bei vielen Menschen in meinem Umfeld fest, dass man es sich in einer diffusen Hoffnungslosigkeit bequem eingerichtet hat. Die Auseinandersetzung mit dem Sterben ist unangenehm. Das zeigt das Buch »Jungbleiben ist auch keine Lösung« von Peter Schneider und Andrea Schafroth. Darin sprechen zwei Atheisten übers Altwerden und Sterben, ohne zu einem befriedigenden Schluss zu kommen. Ich bedaure, dass wir die Stimme der Kirche nicht lauter hören. Die Kirche wurde gegründet, weil ein schräger Rabbi in Nazareth sagte: »Ich habe den Tod überwunden.« Und das hat eingeschlagen wie eine Bombe und führte innert kürzester Zeit zur Verbreitung dieses Gedankenguts. Der christliche Glaube stammte aus dem hintersten Winkel des Römischen Reichs, wurde anfänglich bis aufs Blut bekämpft – und danach zur Staatsreligion. Unglaublich!
Aber jetzt rutscht der christliche Glaube in die Bedeutungslosigkeit ab?
Nein. Das Römische Reich brach zusammen, nicht aber die Kirche. Ich habe keine Angst um das Christentum. Aber ich mache mir Sorgen um Europa. Weltweit ist der christliche Glaube im Vormarsch. In Asien weist das Christentum hohe Wachstumsraten auf – allein in China gibt es trotz Verboten mehr Christen als Mitglieder der Kommunistischen Partei –, in Afrika und Südamerika ist es gut verankert, mit steigender Tendenz.
Aber das Vertrauen in eine höhere Macht ist verloren gegangen, was früher auch eine Art Versicherung war?
Genau. Bei der Gründung des Schweizer Bundesstaats 1848 gab es keine Sozialversicherung für alle. Aber man hatte ein größeres Urvertrauen. Die Mortalität war viel höher. Dass Kinder starben und Frauen beim Gebären, war ein Szenario, mit dem jede Familie rechnete. Man musste sich tragende Antworten geben können. Wie gehe ich damit um, wenn meine Frau stirbt? Dank des medizinischen Fortschritts ist die Sterblichkeit enorm zurückgegangen. Da kann man sich vormachen, die Welt sei ein »Ponyhof«. Aber die Welt ist fragil und die Morbidität und Mortalität gehören zu ihr.
Benjamin Franklin sagte, im Leben seien nur zwei Dinge sicher: die Steuern und der Tod.
Derzeit beobachten wir, was man als zunehmende Rektangularisierung bezeichnet. Früher sank die Lebensqualität ab der Geburt. Sobald man auf der Welt war, traten erste Krankheiten auf, im Alter gesellten sich Gebrechen hinzu – und schließlich war man froh, sterben zu können. Die moderne Medizin ermöglicht es uns dagegen, relativ lange einen guten Lebensstandard zu genießen. In der Regel erfolgt erst bei weit über Achtzigjährigen eine kurze Phase der schweren Krankheit. Zu 99 Prozent fühlen wir uns während unseres Lebens somit als fit und verdrängen, was danach kommt. Das führt zur paradoxen Konstellation, dass der Tod zwar todsicher ist, aber doch weit weg scheint. Das gilt genauso für die Steuern. Die Coronapolitik unserer Staaten stellt einen finanziellen Kraftakt dar, der historisch einzigartig ist. Wir sind da Verdrängungsweltmeister. Denn ich halte es für todsicher, dass aufgrund der 33-mal teureren Stabilisierungspolitik des Schweizer Bundesrats längerfristig die Steuern und die Inflation ansteigen werden. Und dabei ist das verglichen mit Deutschland noch zurückhaltend: Dort gibt der Staat pro Kopf, über den Daumen gepeilt, das Anderthalbfache der Schweiz aus.
»Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«, steht in der Bibel. Das Wort »Solidarität« sucht man vergebens.
Ein Mantra lautet »Hauptsache gesund«. Ist Gesundheit eine Ersatzreligion?
Unbedingt. Wirft man eine Religion über Bord, holt man halt eine andere. Auch die Wissenschaftsgläubigkeit ist eine Ersatzreligion. Schlimm finde ich das aber erst, wenn sogar die Kirche die Ersatzreligion übernimmt. Leider habe ich den Spruch »Gesundheit ist das Wichtigste« innerhalb von Kirchenkreisen genauso intensiv diskutiert wie außerhalb. Dabei steht er nirgends in der Bibel. Wie wollen wir chronisch Kranken mit solchen Sprüchen helfen? Ich finde es traurig, wenn die Kirche eine Zeitgeistideologie aufnimmt und vertritt. Darüber hinaus ist sie meines Erachtens auch in die Solidaritätsfalle getappt. In der Bibel steht »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«, aber das Wort »Solidarität« findet sich nicht in ihr. Müssen wir nur solidarisch mit den Covid-19-Risikogruppen sein, aber nicht mit Arbeitslosen, mit Kindern, die nicht zur Schule dürfen, mit Babys in Krippen, die wegen der Maskenpflicht weder Mimik noch Sprache erwerben können?
Mit den Verlierern der Coronapolitik sind wir nur bedingt solidarisch.
Solidarität ist immer eine Definitionssache. Wenn Politiker den Schutz des Lebens zur höchsten Priorität erheben, muss man sich fragen, wann das Leben beginnt. Müssten wir den »Schutz der Schwächsten«, der den Hochbetagten in den Altersheimen gilt, konsequenterweise nicht auch den Embryos zusprechen? Sie sind zukünftige Mitglieder unserer Gesellschaft und völlig wehrlos.
Seelsorger wissen Antworten, wenn das Sozialwesen sprachlos wird.
Ein Großteil Ihrer Kritik gilt dem Verhalten der Kirchen?
In der Coronazeit hat man Kirchen größtenteils als Virenschleuder wahrgenommen, nicht als Bewegung zur Bewältigung der Pandemie. Mir waren die Reaktionen der Kirchen in der Öffentlichkeit zu zahm. Seelsorger sagten mir persönlich, dass sie sich zu wenig eingesetzt hätten, um den Zugang zu den Sterbenden in den Altersheimen aufrechtzuerhalten. Da sterben regelmäßig Menschen, in der Mehrheit übrigens nicht aufgrund von Corona. Wegen der Einschränkungen konnten sie sich nicht von ihren Angehörigen verabschieden.
Was hätte anders laufen müssen?
Die Kirche hätte kommunizieren müssen, dass es menschenunwürdig ist, Vulnerable abzuschotten. Sie hätte klarer auf die Sicherheit über den Tod hinaus – den USP des Glaubens – hinweisen müssen. Seelsorger wüssten Antworten, wenn das Sozialwesen sprachlos wird.
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Konstantin Beck
Konstantin Beck (59) ist Titularprofessor für Gesundheitsökonomie der Universität Luzern und leitete bis vor Kurzem das CSS Institut. Er ist Mitglied im gesundheitspolitischen Ausschuss des Vereins für Socialpolitik und war Chair des European Risk Adjustment Network und des Forums Managed Care sowie internationaler Berater auf Regierungsebene. Beck hat verschiedene Bestseller geschrieben, zuletzt »Corona in der Schweiz« (corona-in-der-schweiz.ch). Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Mit Sohn Tobias hat er den Film »Auf der Suche nach befreiendem Glauben« gedreht.