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Dr. Maria Brasser

Warum Stille ein Booster für unser Gehirn ist

Von Meetings bis zu LinkedIn-Posts: Unsere To-Do-Listen werden immer länger. Wer auf Dauer produktiv bleiben will, sollte sich mehr Stille gönnen. »Pausen helfen dem Gehirn, bessere Entscheidungen zu treffen«, sagt die Neurowissenschaftlerin Dr. Maria Brasser, Mitgründerin von Hirncoach.ch.

Stephan Lehmann-Maldonado
Stephan Lehmann-Maldonado
11 min

Kaum ein Forschungsfeld zieht so viel Aufmerksamkeit auf sich wie die Neurowissenschaften. Ob Medizin, Marketing, Psychologie oder künstliche Intelligenz – überall verspricht man sich bahnbrechende Fortschritte.

Doch manches, dass die Neurologie in den letzten Jahrzehnten herausgefunden hat, liess sich schon in früheren Jahrhunderten mit gesundem Menschenverstand begründen. So schrieb der dänische Philosoph Søren Kierkegaard einmal: »Wenn alles still ist, geschieht am meisten.«

Und siehe da – die Neurowissenschaftlerin Dr. Maria Brasser, Mitgründer von Hirncoach.ch, pflichtet ihm bei: »Das Gehirn hat verschiedene Netzwerke. Eines davon ist das Executive-Attention-Netzwerk, in dem wir aktiv Informationen verarbeiten. Mindestens genauso wichtig ist das Default-Mode-Netzwerk – unser Ruhemodus.«

Im Ruhemodus entstehen laut Brasser neue Verknüpfungen, Gedanken werden sortiert, Gelerntes gefestigt. Sie empfiehlt daher, sich vor der Arbeit bewusst Auszeiten zu nehmen, »um anzukommen« und die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Auch die Pomodoro-Technik mit ihren regelmäßigen kurzen Pausen könne helfen, dem Gehirn eine Verschnaufpause zu verschaffen.

Störenfried Smartphone

Besonders brisant: Schon die bloße Anwesenheit eines Smartphones im Raum mindert unsere Konzentrationsfähigkeit. Die Expertin rät daher, das Handy aus dem Arbeitsbereich zu verbannen. Stattdessen empfiehlt sie den Gang in die Natur, »um anzukommen«. Schon ein 20-minütiger Spaziergang senkt den Stresspegel um 40 Prozent. Der Cortisolspiegel sinkt messbar.« Die besten Ideen kommen also oft nicht im angespannten Meeting, sondern auf dem Heimweg mit dem Fahrrad.

Überraschend ist auch die neurologische Wirkung von Spiritualität: »Beten, Meditieren und bewusstes Loslassen sind wie Wellness für das Gehirn.«

Dr. Maria Brasser

Dr. Maria Brasser

Dr. Maria Brasser war medizinische Praxisassistentin, studierte Psychologie und Erziehungswissenschaften und hängte eine Ausbildung an die andere. Heute ist sie Neurowissenschaftlerin, Berufsschullehrerin und Expertin für Gedächtnistraining. Sie hat die Firma Hirncoach.ch mitgegründet, die Trainingsprogramme fürs Hirn zusammen mit Universitäten entwickelt. Etliche Schulen wenden diese Programme an. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder.