Christian Bremicker
Die absolute Sicherheit
Die vielfach ausgezeichneten Produkte von ABUS vermitteln das Gefühl von Sicherheit wie kaum etwas anderes auf Erden. Beim Besuch in der Firmenzentrale verweist CEO Christian Bremicker aber auf eine noch »sicherere Instanz«: seinen »Chef im Himmel«.
Wer die Firmenzentrale von ABUS im nordrhein-westfälischen Volmarstein betritt, den begrüßen nicht nur freundliche Empfangsangestellte, sondern auch ein riesiges ABUS-Logo, dessen roter Hintergrund aus kleinen Vorhangschlössern besteht. 6500 Stück hängen dort, Gesamtgewicht deutlich über zwei Tonnen. Unter dem riesigen Logo wartet schon der Chef – und Mitgesellschafter einer Firma, die mit ihren 4000 Mitarbeitern an mehreren Standorten weltweit zu den führenden Sicherheitsunternehmen gehört. »Herzlich willkommen, ich bin der Christian«, sagt Christian Bremicker. Er ist mit so ziemlich allen hier per Du, mit dem Kantinenkellner, der stolz die Gerichte des Tages präsentiert, mit den jungen Mittzwanzigern, die während der Betriebsführung grinsend vorbeihuschen, mit den Kollegen in der Kantine, denen er sagt, es gebe heute ja nur so gutes Essen, weil sie heute da seien.
Es gäbe sehr viel zu schreiben über diesen Mann, der zu ABUS gehört wie ABUS zur Familie Bremicker. Zum Beispiel, dass er gerne mit seinen Angestellten auf dem firmeneigenen Sportgelände Beachvolleyball oder Fußball spielt. Am liebsten wäre es ihm aber, wenn es gar nicht um ihn ginge. Sondern eher um das Unternehmen, dem er dienen will. Und noch viel mehr um den, dem er sein ganzes Leben widmen will: Jesus Christus.
Wenn der CEO die Besucher herumführt
Bremicker führt durch den Betrieb: In mehreren Räumen stehen Klaviere. Ein E-Piano in einem großen Besprechungsraum stammt vom ZDF-Traumschiff-Musiker Waldemar Grab. »Da kann ich dann auch mal lauter spielen«, sagt Bremicker.
Vor dem Essen betet er mit den Besuchern: »Und schenk, dass nicht wir uns in den Mittelpunkt stellen oder uns selber loben, sondern dass du im Mittelpunkt stehst.« Mehrfach sagt der 56-jährige Unternehmer solche Sätze. Und man nimmt ihm das ab. Hier verkauft sich niemand als die Demut in Person, weil er das als besonders erfolgreiche PR-Masche erkannt hätte. Sonst hätte er in den vergangenen fünf Jahren wohl mehr als zwei Interviews gegeben – für den Chef eines weltweit erfolgreichen Unternehmens ist das extrem wenig.
Gott hat geschenkt, dass wir vom Boom der E-Bikes profitieren durften.
Während der Coronapandemie stand auch ABUS vor der Frage, wie es weitergeht. »Doch Gott hat es uns geschenkt, dass wir vom Boom der E-Bikes profitieren durften«, sagt Bremicker, und demonstriert, wie er mit einem einzigen Schlüssel sowohl Fahrradschloss als auch das Akkuschloss eines E-Bikes öffnen kann. In dieser Qualität gebe es das nur von ABUS.
Und trotzdem gibt es natürlich immer wieder auch Rückschläge. Für heute war zum Beispiel ein wichtiges internationales Meeting mit verschiedenen ABUS-Standorten geplant. Doch dazu kam es nicht, weil der Videochatdienst Teams von Microsoft weltweit ausgefallen war. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass Gott uns auf den Boden der Tatsachen runterholt«, sagt Bremicker, »gerade, wenn wir drohen, abzuheben.« Nächstes Jahr feiert das Traditionsunternehmen sein hundertjähriges Bestehen. Da kann man schon mal stolz werden. Aber so etwas will Bremicker eigentlich gar nicht empfinden. Grund genug hätte er.
Vom Vorhangschloss zum CO2-Melder
Von Anfang an stand der familiäre Gedanke bei ABUS im Vordergrund. Der Firmenname ist ein Akronym und bedeutet »August Bremicker und Söhne«. Bis heute sind mehrere Erben Anteilseigner am Betrieb, und auch in verschiedenen Abteilungen des Unternehmens tragen einige Mitarbeiter den Nachnamen Bremicker. Aus der vierten Generation, also der von Christian Bremicker, arbeiten insgesamt vier Nachfahren im Betrieb, aus der fünften Generation sogar sieben, wie der Unternehmer summiert.
Es war 1924, als der schon 63-jährige August Bremicker in Volmarstein eine Idee hatte: Vorhangschlösser produzieren und verkaufen. Zugegeben, besonders innovativ war das nicht. Denn in Volmarstein gab es schon damals zahlreiche Hersteller von Schlössern. August Bremicker fand trotzdem eine Nische, indem er das erste Schloss »The Iron Rock« nannte und ins Ausland verkaufte. Dort war der Markt noch weniger umkämpft. In einer kleinen Kellerschmiede begann die Geschichte des heutigen Sicherheitsspezialisten.
Im firmeneigenen Museum erinnern noch eine grobe Werkbank und allerhand Werkzeuge zur Herstellung von Schlössern an die bescheidenen Anfänge. Aus einem Lautsprecher hört man dumpf den Sohn des Firmengründers sprechen. Er dankt in einer Ansprache seiner Mutter, die den Betrieb entscheidend mit nach vorne gebracht habe. Neben dem Lautsprecher prangt das erste Vorhangschloss der Firma ABUS, ein gelblich gefärbter Metallblock, ein Stahlbügel, ein Schließzylinder und der Schriftzug »The Iron Rock«.
Vorhangschlösser sind keine Hightechprodukte. Wie schafft es ABUS trotzdem, als deutsche Marke auf dem Weltmarkt zu bestehen, Herr Bremicker?
Ja, unser Ursprung sind die Vorhangschlösser, die inzwischen aber auch absolut Hightech sind, wie zum Beispiel unser Touch- oder unser IoTect-Schloss, die beide entweder durch Fingerprint oder digitale Technik bedient werden. Vorhangschlösser machen nach wie vor einen relevanten Umsatz aus. Allerdings ist der weitaus größere Umsatz zum einen im Bereich Haus- und Objektsicherheit zu finden, wie zum Beispiel mechanische wie auch mechatronische Absicherungen für Fenster und Türen, zum anderen im großen Bereich der mobilen Sicherheit.
Wie viele Menschen beschäftigt Ihr Unternehmen?
Die ABUS-Gruppe beschäftigt weltweit etwa 4000 Mitarbeiter an über 25 Standorten. Der Schwerpunkt der Produktion liegt in Deutschland und Europa sowie in Asien. Die Entwicklungsteams befinden sich an den jeweiligen Standorten im In- und Ausland.
Schritt für Schritt geht es weiter durch die Firmengeschichte im ABUS-Museum. Vom Außendienstler, der 1937 durch die halbe Welt reiste und von dem man erst nach Wochen ein Lebenszeichen erhielt, verbunden mit Erfolgsnachrichten wie die, dass er 1,3 Millionen Schlösser in Asien an den Mann gebracht habe. Von der zweiten Frau des Firmengründers, die sich nicht nur um zwölf Kinder der ersten verstorbenen Frau kümmerte, sondern auch in der Männerdomäne des Eisenwarenhandels Eindruck bei den Handelspartnern zu machen vermochte.
ABUS stellt längst nicht mehr nur Vorhangschlösser her. Stattdessen hat die Firma mittlerweile in so ziemlich jedem Bereich Fuß gefasst, der mit Sicherheit zu tun hat: Fahrradschlösser, Helme, CO2-Melder, Einbruchsicherungen für Fenster, Alarm- und Überwachungsanlagen.
Viele Angestellte halten dem Unternehmen lange die Treue.
Abhängig von Gottes Segen
Um die Jahrtausendwende begann ABUS, ihre Firmenstrategie anzupassen und auch andere Firmen aufzukaufen. Vor allem solche, in denen sie noch Expertise brauchten. Ein Werk in Sachsen, berichtet Bremicker zufrieden, habe vorher siebzig Mitarbeiter gehabt, jetzt über vierhundert. Die ABUS-Mitarbeiter leisteten tolle Arbeit, auch hielten viele Angestellte dem Unternehmen lange die Treue. So erklärt er es immer, wenn Firmenpartner oder Besuchergruppen da sind und er sich Zeit für eine Führung nimmt. Sein eigentliches Ziel ist jedoch nicht, den vordergründigen Erfolg und die Innovationsgeschichte von ABUS darzustellen. Denn jede Führung durchs Museum endet an einer schlichten Wand, an der ein einzelner Satz prangt. »An Gottes Segen ist alles gelegen.« Bremicker hält inne.
Was hat es mit dem Spruch auf sich?
Wir haben als Unternehmen seit jeher diesen Leitspruch, dass wir von Gottes Segen abhängig sind. Das haben wir in unserem Leben erlebt, persönlich und im Unternehmen. Und deswegen will ich Gott die Ehre geben und nicht uns auf die Schulter klopfen.
Sie verkaufen Produkte, weil Menschen Sicherheit haben wollen. Was gibt Ihnen persönlich Sicherheit im Leben?
Es macht Freude, Menschen Sicherheit zu verkaufen. Aber die größte Sicherheit kann eben nur Gott uns geben. Weil er das Problem beseitigt hat, das ich, du und alle Menschen haben: Wir haben alle keine reine Weste. Jesus ist am Kreuz gestorben – nicht aus Spaß, sondern weil er etwas regeln musste, und das ist meine Sünde. Gott hat uns Menschen ein Angebot gemacht: »Wenn du an Jesus, meinen Sohn glaubst, dann bekommst du Errettung.« Diesen Wechsel zu erleben, das ist einfach das Schönste.
Bremicker wirkt mehr wie ein Prediger als wie ein Wirtschaftsboss.
Wenn man Bremicker so zuhört, hat man den Eindruck, dass man keinen Wirtschaftsboss vor sich hat, sondern einen Prediger. Und so ist es auch. Bremicker predigt regelmäßig in verschiedenen Gemeinden zu unterschiedlichen Anlässen. Bei seinen Unternehmensführungen versucht er, allen Besuchern einen oder zwei Bibelverse mit auf den Weg zu geben. Bremicker hat mit seinem Cousin Ernst-August sogar ein Neues Testament aufgelegt. Im Vorwort schreiben die beiden, dass ABUS jeden Tag für Sicherheit sorge. Doch selbst die besten Sicherheitsprodukte hätten Grenzen: Sie reichten nämlich nicht über den Tod hinaus. Nur der Glaube an Jesus gebe »absolute Sicherheit«. Lediglich einmal habe er eine sehr negative Rückmeldung auf die ABUS-Bibel bekommen. Die meisten Beschenkten bedankten sich, und manche seien auch über den Glauben ins Nachdenken gekommen.
Das letzte Gespräch beim heutigen Besuch läuft im »Iron Rock«, einem stylishen Besprechungsraum mit viel Holz, in dem die ABUS- Geschichte als Dekoration an der Wand hängt. Auf einem Barhocker an einer langen Theke sitzt Christian Bremicker, schenkt eine Tasse Kaffee ein.
Welchen Einfluss hat Ihr Glaube auf Ihre Arbeit als Unternehmer?
Es ist uns als Familie ein Anliegen, die Werte, die uns die Bibel vermittelt, auch im Unternehmen zu leben. Gott als Schöpfer weiß am besten, wie wir Menschen funktionieren. Damit weiß er auch, wie das Zusammenspiel von Mensch zu Mensch am besten funktioniert. Wir haben bei ABUS auch einen sogenannten Wertebaum. Darauf stehen Werte wie Zuverlässigkeit, Fairness, Verantwortung oder Herzlichkeit. Sie basieren primär auf biblischen Ratschlägen. Und wir möchten so gut, wie wir es schaffen, Ruhe und Zuversicht auch in schwierigen Zeiten ausstrahlen und unser Vertrauen auf Gott setzen.
Wovor haben Sie selbst Angst?
Natürlich gibt es immer wieder Situationen wie Krankheit, die allgemeine weltweite Krisensituation oder geschäftliche Herausforderungen, die einen in Angst und Schrecken versetzen können. Aber gerade da will Gott uns zu Hilfe kommen. Durch Gebet und viele sehr Mut machende Bibeltexte bekomme ich dann die innere Ruhe geschenkt und darf mein Vertrauen ganz auf Gott setzen. Das tut gut. Natürlich bleibe ich immer noch Mensch, da gehen die Gefühle schon mal hin und her. Aber ich habe doch diesen festen Halt.
Ein ganz normaler Mensch
Ob er zum Abschluss des Gesprächs gerne noch etwas sagen würde? Der Unternehmer atmet durch, legt seinen Kopf in die Hände. Es ist ihm ernst. Das habe er sich auch gefragt, sagt er. Man solle ihn ja wiedererkennen, in dem, was er sage. Er wolle nicht als Überflieger rüberkommen, sondern als ganz normaler Mensch, der »dankbar ist für Gottes Liebe, Gottes Gnade, Gottes Barmherzigkeit; der weiß, was es bedeutet, sich auch mal zu entschuldigen, der auch lernen durfte und musste, anderen zu vergeben«.
Und zu guter Letzt formuliert Bremicker sein wichtigstes persönliches Lebensziel: »Dass möglichst alle Menschen Frieden mit Gott finden.«
Christian Bremicker
Christian Bremicker (56) ist CEO der ABUS-Gruppe. Schon seit seinem siebzehnten Lebensjahr arbeitet er in dem Familienbetrieb und kennt diesen wie wohl kaum ein anderer. Er hat alles von der Pike auf gelernt, wie er sagt. Inzwischen erfreut er sich an der Rolle des »Orchesterleiters«, der ab und zu auch noch mal selbst in die Tasten greift. Bremicker ist verheiratet, hat vier verheiratete Kinder und fünf Enkelkinder.