Claudine Etter
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Andreas Caminada

Oh my Darling!

Für fünf Monate hat Andreas Caminada den Kochlöffel an den Nagel gehängt – und mit seiner Familie die Welt entdeckt. Warum?

Andreas Caminada
Andreas Caminada
2 min

Einfach machen

Nein, ich fühlte mich nicht wie im Hamsterrad. Vielmehr wollte ich schon immer mal ein Sabbatical machen – also war klar, dass ich einen Weg dazu finden musste. Genauso bin ich zu meinem Beruf gekommen: Koch und Gastgeber, das wollte ich immer sein. Mein Alltag ist intensiv: Ich arbeite sehr viel, aber auch sehr gern. Fünzehn Jahre lange ­haben wir alle Kraft ins Erlebnis Schloss Schauenstein gesteckt und tolle Erfolge ge­feiert. Dabei habe ich das Glück, alles mit ­meiner Frau im Betrieb teilen zu können. Doch bald ruft die Schule unsere Jungs. Ein Anstoß, den Traum zu verwirklichen – und uns eine Auszeit zu gönnen.

Claudine Etter
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Zeit ist unbezahlbar

Es war für uns wunderbar, einmal so viel Zeit als Familie zu haben. Wir konnten uns ganz von unseren Interessen treiben lassen. Keine Termine. Anfangs mussten wir zwar wegen der Langstreckenflüge einige fixe Stationen einplanen, aber sehr oft haben wir spontan entschieden, wohin es als Nächstes geht. Für die Kids war es ein Abenteuer, vor allem das Fliegen. Aber mal Ruhe einkehren zu lassen, zu faulenzen, gemeinsam Orte zu entdecken und Erinnerungen zu ­sammeln, macht die Beziehungen nochmals intensiver. Zeit ist ein unbezahlbares Gut. Und wir sind sehr froh, dass wir sie ­zusammen genießen durften.

Claudine Etter
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Den Kopf freibekommen

Eine Auszeit erlaubt einem, das Abenteuer Freiheit zu erleben. Nach ein paar Wochen, die man braucht um »reinzukommen, löst sich der Kopf vom Alltag. Meine Frau und ich hatten viel Freiraum, neue Ideen zu spinnen, den Gedanken freien Lauf zu lassen und uns ausgiebig auszutauschen – ohne dass eine schnelle Entscheidung her musste. Das hat uns enorm geholfen, um herauszufinden, wo wir Prioritäten setzen wollen. Gegessen und neue Küchen ausprobiert haben wir natürlich auch. Kolumbien hat mir mit seiner Vielfalt und exotischen Aromen besonders gefallen.

Claudine Etter
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Raus aus der Routine

In der Gastronomie ist man vor allzu viel Routine gefeit. Aber wer Personalverantwortung trägt, überlegt es sich sehr genau, ob eine Auszeit drin liegt. Wir haben alles sehr gut vorbereitet. Dabei mussten wir vorübergehend auf bequeme Sicherheiten verzichten. Vor ­allem auf unser Team. Damit die ­Mitarbeiter die Zeit nutzen konnten, haben wir ihnen Zwischen­stationen in anderen ­Restaurants und bei Produzenten vermittelt – oder sie haben unsere IGNIV-Restaurants in Bad Ragaz und St. Moritz unterstützt. Glück­licherweise sind von den vorher 40 über 30 zu uns zurückgekommen. Ergänzt um ein paar Neuzugänge ist unser Team wieder komplett!

Andreas Caminada

Andreas Caminada

In 15 Jahren hat er sich alle Auszeichnungen erkocht, die in der Gastronomie erreichbar sind: Mit zarten 33 Jahren holte Andreas Caminada (41) zum ersten Mal drei Michelin-Sterne und 19 GaultMillau-Punkte. Beide Auszeichnungen verteidigt er seither mit Löffel und Kelle. Seit 2003 ist der Bündner Pächter des Schlosses Schauenstein in Fürstenau in der Schweiz. Das Restaurant figuriert seit 2011 auf der Liste der »World’s 50 Best Restaurants«. Und 2018 ist es im OAD »Top 100+ European Restaurants«-Ranking auf Platz 1 gewählt worden. Caminada ist verheiratet und hat zwei Söhne.