Roland Juker
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Johannes Czwalina

Wieso predigen Sie Vergebung, Herr Managementberater?

Er gilt als Flüsterer der Topmanager und hat viele bis an die Konzernspitze begleitet. Doch was kommt nach der Karriere? Johannes Czwalina kritisiert, dass keine Managementfibel darauf Antworten bietet.

Stephan Lehmann-Maldonado
Stephan Lehmann-Maldonado
12 min

»Jeder Mensch sucht einen Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen.« Was sagt Ihnen das, Herr Czwalina?

Eine interessante Aussage, kommt mir irgendwie bekannt vor …

Das ist ein Zitat aus einem Ihrer Bücher! Was haben Sie damit gemeint?

Der Ökonom und Autor des Buches »Small is Beautiful« Ernst Friedrich Schumacher stand zur Zeit der Sowjetunion in Leningrad vor einer Kathedrale. Er fragte die Reiseführerin, wo diese im Stadtplan zu finden sei. Die Antwort: »Kirchen und Kathedralen sind in unseren Stadtplänen nicht eingezeichnet.« Genauso bekommen wir Landkarten fürs Leben geliefert, auf denen das Wichtigste nicht steht. In unserer Gesellschaft blenden wir manche Wirklichkeiten systematisch aus – zum Beispiel, dass Loslassen zum Leben gehört. Wir kriegen den Plan vorgelegt, unsere Karriere müsse kontinuierlich steigen und die Wirtschaft stetig wachsen. Dabei entwickelt sich die Wirtschaft nicht linienförmig aufwärts, sondern verläuft wie eine Sinuskurve. Auf fette folgen magere Jahre. Daran hat uns jetzt ein kleines Virus erinnert. Es hat unser fragiles Wirtschaftssystem über Nacht ins Wanken gebracht.

Vom eigenen Verfallsdatum ist in keinem Managementbuch die Rede.

Scheitern gehört zum Leben – mit dieser Botschaft dürften Sie bei Topmanagern nicht immer punkten.

Mich konsultieren viele Manager, um einen Schritt weiter nach oben zu kommen. Einen fragte ich spaßeshalber, ob er wisse, dass auf der obersten Sprosse ein kleines Schild angebracht sei, das nur lesen könne, wer zuoberst angelangt sei. »Was steht dort?«, wollte er wissen. »Ende der Leiter«, antwortete ich. Spätestens an der Spitze spüren Manager, dass sie eine unvollständige Landkarte erhalten haben. Aber was jetzt tun? Das sagt ihnen niemand. Vom eigenen Verfallsdatum ist in keinem Managementbuch die Rede. Letzte Woche habe ich mit einer betagten Frau gesprochen, die wie eine Rakete mit ihrem BMW durch den Ort düst und einem Unternehmen mit 10 000 Mitarbeitenden vorsteht. Sie wollte nicht übers Loslassen sprechen. Dieses Verdrängen der Realität ist sehr bedrückend. Andere Manager suchen mich voller Bitterkeit auf, weil ihnen Unrecht getan wurde und sie das nicht verarbeiten können. Ich bin nicht fähiger als andere Managementberater, aber ich weise auf Wirklichkeiten hin, die unser GPS nicht anzeigt.

Wie definieren Sie denn Erfolg?

Erfolg bedeutet Erfüllung und Wohlbefinden. Ich kenne viele sogenannt erfolgreiche Menschen, die leergebrannt sind. Dagegen gibt es Gescheiterte, die Wohlbefinden ausstrahlen. Sie haben etwas vom wirklichen Erfolg verstanden. Jeder Mensch ist eine unverwechselbare Persönlichkeit mit einer Kombination von Stärken und Schwächen. Und genau mit dieser Einzigartigkeit hängt eine Lebensaufgabe zusammen, die es zu entdecken gilt. Diese Aufgabe geht über die Selbstverwirklichung hinaus. Je mehr wir uns dieser Lebensaufgabe nähern, desto resistenter werden wir gegenüber dem Burn-out. Die Lebensaufgabe ist etwas Altruistisches. Wer sich an sie herantastet, erfährt, was Jesus gelehrt hat: »Geben ist seliger als Nehmen.«

Das Versprechen der Digitalisierung lautet: »Alles geht einfacher und schneller.« Doch es scheint mehr gestresste Führungskräfte denn je zu geben!

Die bisherigen Managementtools reichen in unserer VUCA-Welt – das Kürzel steht für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity – nicht mehr aus. Die Sicherheiten schwinden. Und viele leben nach dem Motto: »Ich weiß zwar nicht, wohin ich fahre, dafür bin ich umso schneller dort.« Sie verdrängen die Frage nach dem Warum und Wofür. Wir rasen durch die Zeit, doch die Seele geht weiterhin zu Fuß. Viele Leute lassen letztlich nur aus einer Ohnmacht heraus los, wenn sie zum Beispiel ein Burnout erleiden. Damit ist viel Schmerz verbunden. Mich interessiert, wie wir es lernen können, mit Freude loszulassen, im Wissen: »Jetzt ist meine Zeit gekommen.« Im biblischen Buch Prediger steht, dass es eine Zeit zum Aufbauen und eine zum Loslassen gibt. Abschiede sind ein großartiger Akt – entgegen der Fahrpläne, die das als negativ interpretieren. Die ganze Bibel spricht vom Loslassen. Gott selbst hat das Liebste, was er hatte, losgelassen – seinen Sohn. Dieser hat für uns sein Leben losgelassen. Er ist in die Welt gekommen und hat sich geopfert, damit wir ein Leben in Fülle führen können.

Sprechen Sie auch autobiografisch, wenn Sie fürs Loslassen plädieren?

Verluste und Loslassen ziehen sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Ich habe früh meine Mutter verloren. Einen großen Verlust bedeutete für mich das Scheitern meiner Ehe. Und ich könnte manche Verluste mehr aufzählen. Im Rückblick sind es die Momente des Verlustes, die mich in eine größere Dimension geführt haben. Eines meiner Vorbilder im Loslassen ist der katholische Franziskanerpater Maximilian Kolbe. Er ließ sich in Auschwitz anstelle eines Familienvaters hinrichten. Mit den Worten »Lebt wohl, ihr Toten. Ich gehe zu den Lebendigen« hat er sich verabschiedet. Für mich ist jedes Sterben nicht ein Ende, sondern ein Anfang.

Sie waren Stadtpfarrer in Basel und betrieben viel Sozialarbeit. Wieso haben Sie sich von den Unterprivilegierten zu den privilegierten Geschäftsleuten gewandt.

Als Theologe habe ich extrem viel gearbeitet. Jeden Sonntag strömten fast tausend Menschen in den Gottesdienst. Sechzig hauptamtliche Mitarbeitende unterstützten mich in meiner Tätigkeit. Daneben initiierten wir karitative und gemeinnützige Projekte. Nach dreizehn Jahren geistlichen Dienstes als Stadtpfarrer spürte ich die Gefahr, in ein Burnout reinzurutschen. Ich suchte einen Coach auf. Er hielt mir den Spiegel hin. Der Abschied aus dem Pfarrberuf war für mich ein Loslassen. Aber durch meine Management-Beratungstätigkeit konnte ich mehr Menschen ermutigen und Einfluss nehmen als im kirchlichen Umfeld.

Egal, was Sie anpacken, Ihr Glaube scheint Sie anzutreiben. Was macht Sie so überzeugt davon?

In meiner Jugend hat mich ein Nachbar in eine evangelische »Sonntagsschule« eingeladen. Heute würde man das Kinder- oder Jugendgottesdienst nennen. Zum ersten Mal habe ich dort von der Liebe Gottes erfahren – von der Schuld, die uns von Gott trennt und von der Möglichkeit, Vergebung zu erhalten. Mit fünfzehn Jahren habe ich Jesus um Vergebung gebeten. Darauf verspürte ich eine unglaubliche Freude und Leichtigkeit. Mein Glaube ist bis heute sehr einfach geblieben. Ich glaube an einen guten Gott, der uns zum Positiven verändern und uns ewiges Leben schenken möchte. Egal, wie viel Schuld wir auf uns geladen haben.

Gier ist pervertierte Sehnsucht nach Ewigkeit.

Schimmert Ihr Glaube in Beratungsgesprächen durch?

In den Beratungsgesprächen fokussiere ich mich auf die Leistungserbringung, welche meine Kunden wünschen. Doch einige Kunden spüren, dass meine Mitarbeitenden und ich nicht nur in der Welt kurzfristiger Karriereerfolge leben, sondern auch im Bewusstsein der übergeordneten Sinnfrage. So ergeben sich Gespräche. Jemand brummte neulich etwas mitleidig zu mir: »Schön für Sie, dass Sie zu den wenigen gehören, die noch beten können. Das kann ich leider als Aufgeklärter nicht mehr.« Ich machte ihm den Vorschlag, mit mir das von Friedrich dem Großen verfasste Gebet für Ungläubige zu beten. Gebet sei etwas, was nicht auf Gläubige beschränkt sei. Er willigte ein. So beteten wir gemeinsam: »Gott, falls es dich gibt, sei meiner Seele gnädig, falls ich eine habe.« Danach bemerkte er zufrieden, dass er ja doch beten könne. Ich ermutigte ihn, so weiterzufahren.

Roland Juker
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Topmanager sind also am Glauben interessiert?

Führungskräfte sind hoch religiös! Sie suchen das Bleibende, nicht das Vergängliche – nur ist ihnen das nicht bewusst. Manager wollen unendlich schnell ans Ziel kommen und unendlich reich werden. Sie wünschen, dass ein Produkt eine unendlich gute Qualität hat. Aber sie wollen ihr unendliches Bedürfnis in einer endlichen Welt befriedigen. Deswegen zerbrechen zum Beispiel so viele Manager-Ehen. Sie wollen ihr unendliches Bedürfnis nach Liebe von einem Menschen erfüllt bekommen, der leider auch nur endlich ist. Ihre Gier offenbart sich als pervertierte Sehnsucht nach Ewigkeit. Wer den Horizont der Ewigkeit nicht hat, kann nicht loslassen. Es ist wie beim Hund: Dieser lässt den kleinen Knochen erst fallen, wenn er einen größeren entdeckt. Ein Mensch mit höherer Perspektive kann mit Freuden loslassen, denn er weiß, dass noch etwas Besseres kommt.

Sie bieten »Versöhnungsarbeit« an – klingt exotisch, im Dschungel der Managementkurse!

Das Angebot ist sehr gefragt. Manche Leute denken offenbar, ich hätte einen Zauberstab, um Konflikte zu lösen. Dabei ist Versöhnung immer ein Geschenk – als Berater können wir nur die Atmosphäre dazu vorbereiten. Ein Beispiel: In einem Unternehmen aus dem DAX hat sich der Vertriebsvorstand mit dem Finanzchef zerstritten. Die allermeisten Konflikte haben einfache, persönliche Hintergründe: Neid, Eifersucht und so weiter. Doch weil man sich dieser Trivialität schämt, schiebt man die Diskussion lieber auf die Sachebene. Deswegen stellte ich beiden Kontrahenten am Anfang diese Frage: »Wo und wie sind Sie durch den anderen verletzt worden?« Da begann der Finanzchef zu erzählen: »Über viele Jahre hinweg haben wir erfolgreich gearbeitet. Dann kamen Sie als neuer Vertriebsvorstand und meinten, alles Bisherige sei Mist. Das hat mich verletzt. Darum nahm ich mir vor, Ihnen zu zeigen, wo der Hammer hängt.« Nach einer Minute Schweigen erhob sich der Vertriebsvorstand, wandte sich dem Finanzvorstand zu, reichte ihm die Hand und bat ihn um Vergebung für seine Arroganz. Der Finanzvorstand sagte betroffen. »Ich vergebe Ihnen.« So war der Konflikt in einer Stunde komplett gelöst – nachdem er zuvor über Jahre hinweg Millionen Euro verbrannt hatte.

Vergebung als Schlüssel zum Erfolg?

Absolut! Vergebung und Versöhnung sind unglaubliche Kräfte. Wir unterschlagen heute, dass das Phänomen der Schuld existiert. Psychologen meinen, den Menschen zu entlasten, indem sie ihm sagen: »Du bist das Opfer der Kindheit, der Erziehung, der Umstände.« Doch damit nehmen sie ihm die Würde der Selbstbestimmung. Ich sagte kürzlich einem Klienten, der mich nach den Kosten der Beratung fragte: »Ihr Fall ist komplex und benötigt mindestens zwanzig Sitzungen. Danach wird sich Ihr depressiver Zustand vielleicht leicht bessern. Es gibt aber eine günstigere Variante: Sie bekennen Gott Ihre Sünden, zahlen dafür kein Geld und werden sich wesentlich besser fühlen.«

Ihr Vorgehen ist bisweilen ziemlich unkonventionell!

Zu meinen Gesprächspartnern zählte einmal ein hochbegabter, gut aussehender Mann aus der Möbelbranche. Ich wunderte mich, warum er nicht vom Fleck kam. Dann machte mich einer meiner Mitarbeiter auf die bitteren Mundwinkel des Mannes aufmerksam. Er meinte, vielleicht gebe es im Leben des Mannes einen unverarbeiteten Schmerz. Wie sich herausstellte, hatte ihm der Inhaber eines Unternehmens vor zwanzig Jahren angeboten, sein Nachfolger zu werden. Jahrelang hatte er sich auf diesen Job vorbereitet. Doch als der Moment gekommen war, meinte der alte Herr: »Ich mache meinen Sohn zum Direktor.« Weil der ehemalige Patron inzwischen gestorben war, bat ich den jungen Mann spontan stellvertretend um Verzeihung für das gebrochene Versprechen. Er brach in Tränen aus und sprach: »Ich verzeihe dir.« Kurz darauf erhielt er einen Superjob. Es geht nicht immer so einfach, und Experten könnten mich kritisieren. Aber: Vergebung macht uns das Leben leichter – und wir alle brauchen sie. Dafür dürfen wir nicht zu stolz sein.

Vergebung erleichtert uns das Leben. Dafür dürfen wir nicht zu stolz sein.

Die Grundlage für die Kraft zur Vergebung kommt für Sie als Expfarrer von Jesus her, richtig? Das klingt für moderne Manager nicht unbedingt besonders trendy.

Das ist mir egal. Nur wenn ich weiß, dass mir vergeben ist, kann ich anderen vergeben. Menschen, die nicht vergeben können, blenden ihre eigene Schuldhaftigkeit aus. Wir alle haben schon mal versagt. Und wir alle leben, weil auch andere uns vergeben und nichts nachgetragen haben. Wenn mich Leute fragen, wie es mir geht, antworte ich bisweilen: »Nichts als Kummer und Freude.« Erst wenn wir uns der Wirklichkeit stellen, wie sie ist, und den Schmerz wie die Freude als Bestandteil unseres Lebens anerkennen, können wir uns von der Hektik verabschieden, die uns zu Getriebenen auf einer Suche nach dem nächsten Kick macht – den wir doch nicht erreichen. Je mehr ich mich auch mit tiefstem Leid beschäftigen musste, desto mehr habe ich erfahren, dass ich jeden Tag als Geschenk ansehen darf.

Vergeben heißt nicht vergessen. Sonst hätten Sie ja nicht die einzige Gedenkstätte für Flüchtlinge zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz gegründet!

Durch meine Beschäftigung mit Opfern und Tätern verstehe ich besser, wo die Ursachen für Traumata liegen – das hilft mir im Geschäftsleben enorm. Ich erlebe oft Menschen, die eine Art Bedrückung in sich spüren, aber nicht sagen können, woher sie kommt und wie sie verursacht worden ist. Die Vergangenheit umgibt sie wie ein Nebel. Wenn wir bereit sind, diese dunkle Wolke zu erforschen und Dinge zu klären, erhellt sich die Gegenwart. Auch Kriege kommen nicht von allein, sondern sind oft die Folge bitterer Samen, die über Generationen hinweg gelegt worden sind.

Sie haben keine Berührungsängste mit umstrittenen »schwarzen Schafen« wie dem letzten DDR-Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz und dem verstorbenen Finanzjongleur Dieter Behring.

Nein, wenn wir auf andere mit dem Finger zeigen, zeigen immer mehrere Finger auf uns selbst. Alles Schlechte, was wir in anderen sehen, liegt potenziell auch in uns. Ich habe mich verschiedentlich um umstrittene Persönlichkeiten als Seelsorger gekümmert, worunter mein Ruf gelitten hat. Jeder Mensch hat ein Recht, neue Wege zu beginnen. Dazu braucht es oft Unterstützung. Ich werde lieber abgelehnt für das, was ich bin, als geliebt, für das, was ich nicht bin. Dort, wo Sie jetzt sitzen, saß Egon Krenz. Ich habe mit ihm über den Glauben gesprochen und über die Bedeutung der Ewigkeit. Dieter Behring habe ich einmal zu einem Kirchenbesuch mitgenommen. Der Pastor wollte ihm den Eintritt verweigern. Ich habe ihn durchgeschoben. Der Pastor und Behring sind in der Zwischenzeit gestorben. Ich würde gerne ihrem Gespräch lauschen, wenn sie sich auf der anderen Seite wiedertreffen.

Welche Eigenschaften brauchen Führungskräfte, damit es gelingt, Versöhnung zu schaffen?

Mit dieser Frage befasse ich mich derzeit intensiv. Ich schreibe ein Buch mit dem Titel »Das Gen der Friedensmacher«. Dazu habe ich die bedeutenden Friedensmacher der letzten Jahrzehnte analysiert und mit vielen gesprochen, unter anderen mit Angela Merkel, dem Friedensnobelpreisträger und Exstaatspräsidenten Südafrikas Willelm de Klerk und dem Schweizer Botschafter in Mosambik Mirko Manzoni, der in einem Bürgerkrieg vermitteln konnte. Bei meinen Recherchen habe ich festgestellt, dass das Anforderungsprofil von Friedensmachern in vielen Punkten von jenem anderer CEOs abweicht. So unterschiedlich Friedensmacher sind, weisen sie einige übereinstimmende Wesensmerkmale und Einstellungen aus. Das war für mich eine große Entdeckung. So haben diese Persönlichkeiten beispielsweise einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, Beharrlichkeit und ein besonders starkes Einfühlungsvermögen. Die charakterlich-soziale Kompetenz steht über ihrer Fach- und Methodenkompetenz. Der Charakter entscheidet, ob und wie Fach- und Methodenkompetenz zum Erfolg einer Mission beitragen. Die gute Nachricht für uns alle: Charakter ist nicht einfach Schicksal, sondern wir können daran arbeiten.

Sie haben in Ihrem Leben viel angepackt. Haben Sie Ihre Lebensaufgabe gefunden?

»Wanderer bin ich, komme von fern und suche den himmlischen Stern.« Diesen Satz sage ich manchmal solchen, die mich nach meinem Beruf fragen. Meine Lebensaufgabe noch besser zu erkennen, ist jeden Tag mein Anliegen. Manchmal verschwimmt sie vor meinen Augen. Manchmal erkenne ich sie ganz deutlich. Ich wünschte mir, dass meine Söhne einmal über mich sagen könnten: »Unser Vater hat viele Fehler gemacht, aber immer hat er uns aufgebaut.«

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Johannes Czwalina

Johannes Czwalina

Wenn Topmanager nicht mehr weiterwissen, wenden sie sich an Johannes Czwalina (68). Geboren in Berlin, studierte er in Jerusalem Archäologie und in Basel Theologie. Als Stadtpfarrer füllte er Basels Kirchen und rief soziale Einrichtungen ins Leben. Danach startete er als Unternehmensberater durch und machte mit Aktionen wie der Gründung der Schweizer Gedenkstätte für Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg und seinem Engagement im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland von sich reden. Czwalina ist Autor mehrerer Bücher, verheiratet und Vater von vier Söhnen.