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Michael Zettl
Wie kommen wir zur Arbeitskultur 2.0?
Disruption, Change, New Work: Die Business-Welt dreht sich immer schneller. Erst recht in der IT-Branche. Warum brauchen wir eigentlich immer wieder einen Reset? Wir sprechen mit Michael Zettl, Vorstand der dc AG über den Arbeitsplatz der Zukunft, persönliches Wachstum – und »Working out loud«-Prinzipien.
»Chef, ich melde mich für die nächsten Wochen auf die Kanaren ab. Ich werde von dort aus arbeiten.« Bei der Digitalagentur dc löst eine solche Aussage nur ein leichtes Achselzucken aus. Unbegrenzter Urlaub, transparente Gehälter, flexible Arbeitsplätze – all das ist Alltag.
»Wir wollen Holacracy leben«, erklärt Michael Zettl. Holacracy versteht sich als Organisationsmodell, das an die Eigenverantwortung und Selbstmotivation der Mitarbeitenden appelliert. Diese definieren sich weniger über Ränge als vielmehr durch ihre Rolle. Solche Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass Unternehmen ihre Hierarchien reduzieren und an Transparenz und Agilität gewinnen.
Freiheit vor Finanzen
Genau diese Art der Unternehmenskultur hat Zettl gereizt, seinen Vorstandsposten bei einer größeren Firma aufzugeben und bei dc durchzustarten. Kein Wunder, spürt man hier wenig vom Fachkräftemangel in der IT. »Viele junge Talente ziehen Freiheit und Wertschätzung dem Geld vor. Und genau solche Freiheiten sind in unserer DNA verankert«, erklärt Zettl im Gespräch mit goMagazin-Redaktor Felix Kunze.
Disruption ist für ihn nicht nur im Business, sondern auch im privaten Leben ein Schlüssel zu Wachstum. Dabei sei es für Führungskräfte wichtig, nicht auszubrennen. »Meist merkt es unser Umfeld noch vor uns selbst, wenn wir an unsere Grenzen stoßen«, sagt Zettl. »Führungskräfte brauchen darum Menschen, die ihnen unverblümt die Meinung sagen dürfen. Der Blick von außen hilft, sich weiterzuentwickeln und rechtzeitig die Reißleine zu ziehen.«
Geteiltes Wissen ist Macht
Ein praktisches Werkzeug ist für Zettl auch das Konzept »Working out loud«, das John Stepper per Bestseller populär gemacht hat. Im Kern geht es um ein Umdenken. Weg von »Wissen ist Macht« hin zu »geteiltes Wissen ist Macht«. Damit dies gelingt, setzt sich jeweils eine Gruppe von Menschen ein Ziel, um sich Fähigkeiten anzueignen und arbeitet zwölf Wochen lang regelmäßig daran.
Was heißt das konkret? »Angenommen, ein Mitarbeiter hat Angst, seine Meinung zu kommunizieren. In einem wohlwollenden Kreis kann er genau das lernen«, meint Zettl. Egal, wie sich die Arbeitswelt verändert – er ist überzeugt, dass eine Kultur, die auf Vertrauen, Respekt und Wertschätzung aufbaut, immer ein Erfolgsfaktor sein wird.
Michael Zettl
Als Kind wünschte sich Michael Zettl einen Amiga 500 – und bekam einen PC geschenkt: der Grundstein für sein Interesse an IT-Themen. Er studierte BWL, machte Karriere, war mit 41 be-reits Vorstand einer AG. Ein Angebot zur Vertragsverlängerung schlug er aus. Stattdessen stieg er bei der dc AG ein und gründete dort den IT-Consulting-Bereich. Er ist Verfechter von New Work und beschäftigt sich gerne mit Themen rund um Changeprozesse.